Ups, beim Zähneputzen ist der Schaum auf einmal rosa? Das ist kein gutes Zeichen, weil es ein Hinweis auf eine Zahnfleischentzündung sein kann. Die meisten von uns kennen das Problem, denn es ist extrem verbreitet. Was es nicht weniger gefährlich macht. Wir erklären, warum Sie eine Zahnfleischentzündung unbedingt vermeiden sollten und wie Sie sie in den Griff bekommen.
Heimlich, still und leise befällt die Zahnfleischentzündung unser Gebiss und erst spät macht sie sich durch Schmerzen oder Blutungen bemerkbar.
„Zahnfleischentzündungen werden immer erst wahrgenommen, wenn sie weh tun. Leider ist dann meist schon ein fortgeschrittenes Stadium erreicht,“ sagt Dr. Stephan Kranz, Zahnarzt aus Mönchengladbach*. Dass immer mehr seiner Patienten darunter leiden, ist eine ernst zunehmende Entwicklung – für den Einzelnen und für uns alle. Denn fortgeschrittene Zahnfleischerkrankungen zu behandeln, ist zeit- und kostenintensiv. Und sie können schwerwiegende Folgen haben – zum Beispiel den Verlust von Zähnen.
Die gute Nachricht: Zahnfleischentzündungen können wir aktiv vorbeugen und im Frühstadium gut ausbremsen.
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Schutzschild für den Kieferknochen
Das Zahnfleisch (Fachbegriff: Gingiva) ist Teil der Schleimhaut, die den gesamten Mundraum auskleidet. Gesundes Zahnfleisch ist blassrosa, hat kleine, punktförmige Vertiefungen (genannt: Stippelung) und ist widerstandsfähig gegen Stöße oder Verletzungen. Es liegt wie ein Mantel eng am Zahnhals an und ist fest mit ihm verbunden. So verhindert das Zahnfleisch, dass über den Zahn Bakterien zum Kiefer vordringen und ihn schädigen können.
Ist alles im Lot, ist der Abstand zwischen Zahnhals und Zahn maximal zwei Millimeter tief. Wichtig: Zahnfleisch kann sich zurückbilden und wächst – ist es einmal geschädigt oder verschwunden – nicht wieder nach.
Erst Belag, dann Blutungen
In den meisten Fällen sind die Bakterien, die von Natur aus im Mundraum leben, Schuld an einer Zahnfleischentzündung. Werden sie nicht durch eine sorgfältige Mundhygiene (vor allem durch Zähneputzen) regelmäßig entfernt, bilden sie die Grundlage für Plaque – einen schädlichen Zahnbelag, der sich vor allem in den Zahnzwischenräumen und am Zahnfleischrand festsetzt. Die Stoffwechselprodukte der Bakterien aktivieren das Immunsystem des Körpers, das im Zahnfleisch eine Entzündung auslöst.
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Sichtbare Zeichen dieser Reaktion: Das Zahnfleisch wird dunkler, schwillt unter Umständen an und verliert seine Stippelung. Auffälligstes Anzeichen der Entzündung ist jedoch, dass das Zahnfleisch beim Zähneputzen oder bei der Verwendung von Zahnseide rasch blutet.
Neben einer schlechten Mundhygiene gibt es noch weitere Risikofaktoren, die die Entstehung von Gingivitis fördern:
- Rauchen
- Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes
- Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken
- Infektionen mit Viren (zum Beispiel Herpes-Viren)
- Hormonelle Umstellungen (zum Beispiel in der Schwangerschaft)
Eine Zahnfleischentzündung tut lange nicht weh. Viele ignorieren darum auch das charakteristische Bluten: „Wenn irgendwas blutet am Körper, geht jeder zum Arzt. Blutet das Zahnfleisch, belässt man es oft dabei“, weiß Dr. Stephan Kranz aus Erfahrung.
Achtung Raucher: Rauchen hemmt die Durchblutung und damit die Blutungsintensität des Zahnfleisches. Eine Entzündung bleibt dadurch länger unentdeckt.
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Zahnfleischentzündung macht sich oft beim Benutzen von Zahnseide bemerkbar.
Vertiefte Zahnfleischtaschen und Parodontitis
Ist das Zahnfleisch entzündet, zieht es sich leicht vom Zahn zurück – es bilden sich Zahnfleischtaschen. Das Problem: In diesen Vertiefungen zwischen Zahn und Zahnfleisch fühlen sich Bakterien wohl, denn hier werden sie weder durch Zahncreme noch Zahnbürste gestört.
Die Folge: Die Zahnfleischentzündung schreitet weiter fort und greift auf den darunterliegenden Zahnhalteapparat über. Eine Parodontitis entsteht: Der betroffene Knochen bildet sich zurück und mit ihm das Zahnfleisch. „Die Zahnfleischtaschen geben dem Zahnarzt also einen wichtigen Hinweis darauf, in welchem Zustand der Knochen darunter ist“, sagt Dr. Stephan Kranz.
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Zahnfleischentzündung behandeln
Bei leichten Formen von Zahnfleischentzündungen reicht manchmal eine gründliche Zahnreinigung mit Zahnseide, antibakteriellem Mundwasser und Zahnbürste aus und die Entzündung bildet sich zurück. Wichtig: „Verschwindet sie nicht innerhalb von zwei, drei Tagen, ist sie ein Fall für den Zahnarzt.“
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In der Praxis kann eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt werden, bei der auch die Zahnfleischtaschen gesäubert werden. Ist die Entzündung hartnäckiger, kann der Zahnarzt die Zahnwurzel glätten, so dass Bakterien sich dort weniger leicht festsetzen, und eine Salbe mit Antibiotika auftragen. Hat sich die Entzündung bereits auf den Knochen ausgedehnt, wird der Zahnarzt eine parodontale Therapie einleiten.
Vorbeugen und kontrollieren lassen
Zähneputzen – zweimal täglich und gründlich – ist die beste Vorsorge gegen Zahnfleischbluten. Dabei müssen auch die Zahnzwischenräume gereinigt werden – entweder mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen. Antibakterielle Mundwasser nach dem Putzen sorgen zusätzlich dafür, dass Bakterien ausgebremst werden.
Außerdem ist ein Kontrollbesuch beim Zahnarzt zweimal im Jahr Pflicht. Mittlerweile gehört es zum Standard der Praxen, im Rahmen der Untersuchung den sogenannten Parodontal Screening Index zu ermitteln. Dabei handelt es sich um einen Test, dessen Ergebnis den aktuellen Zustand des Zahnfleisches beschreibt. Ein hoher Wert bedeutet: Zähne noch sorgfältiger putzen, damit Zahnfleischentzündungen keine Chance haben.
*Unser Experte: Dr. Stephan Kranz ist Zahnarzt mit eigener Praxis in Mönchengladbach. Er ist unter anderem Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie und im Medizinischen Beratungsdienst der Zahnärzte (MDZ). Außerdem ist er stellvertretender Vorsitzender im Deutschen Zahnärzte Verband (DZV).